Geschrieben von: Kerstin Neuhaus
Wann ändert sich diese Welt und hört auf Geld wichtiger zu nehmen als Menschenleben?
Diese Frage wollen jeden Tag aufs Neue stellen! Wir, das sind junge Menschen, die sich unter dem Namen lightup Germany e.V. dafür einsetzen, dass über Prostitution und Menschenhandel in Deutschland gesprochen wird. Denn obwohl wir in einem freien, wirtschaftlich reichen Rechtsstaat leben, leben in Deutschland viele Menschen, die entweder auf Grund von wirtschaftlichen Zwangslagen in der Prostitution arbeiten oder tatsächlich von anderen Menschen dazu gezwungen werden sich zu prostituieren.
Das ist jetzt ihr Beruf. Nackt wie Gott sie schuf, sich an Männer herzugeben.
Prostitution ist kein Beruf wie jeder andere. Neben der Tatsache, dass ca. 93 % der Prostituierten Frauen sind, wohingegen täglich schätzungsweise über eine Million Männer sogenannte sexuelle Dienstleistungen in Anspruch nehmen, birgt Prostitution eine Vielzahl an Gefahren für die Menschen, die sie ausüben. Das Sterberisiko von Frauen in der Prostitution ist vierzig mal höher als das von Frauen in anderen Berufen, das Risiko ermordet zu werden ist achtzehn mal höher als bei anderen Frauen. Frauen, die in der Prostitution arbeiten, haben häufig gesundheitliche Beschwerden im gynäkologischen sowie im Magen-Darm-Bereich, viele konsumieren Drogen und leiden unter psychischen Belastungen, von Selbstmordgedanken bis hin zu posttraumatischen Belastungsstörungen.
Aber ich glaube daran, dass jeder und jede, dass sie ein Recht auf Freiheit hat.
Obwohl Prostitution in Deutschland legal und in Städten wie Hamburg und Stuttgart auch gut sichtbar ist, wird kaum über dieses Thema gesprochen. Das wollen wir ändern. Deshalb hält lightup Vorträge an Schulen und Unis, unterstützt künstlerische Projekte, die sich mit dem Thema befassen und stellt Informationen für Interessierte zur Verfügung. 2013 als kleine Initiative unter dem Namen Freethem gegründet, sind wir seit 2016 ein eingetragener Verein. Außer in Deutschland gibt es lightup auch noch in Österreich und Norwegen.
Denn wir sind in der Lage etwas zu verändern.
Nachdem unser Verein im Jahr 2014 den Querdenkerpreis der Jungen Akademie gewonnen hat, begann ab 2016 unsere Kooperation in Form eines Videoprojekts. Verfilmt wurde der Text „Sie“, den ich, Kerstin Neuhaus, Spoken Word Künstlerin und Mitglied bei lightup, vor einigen Jahren geschrieben habe. Der Text erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Deutschland kommt und, hier angekommen, in der Prostitution arbeiten muss. Der Text ruft dazu auf sich einzusetzen für Gerechtigkeit und für die Würde jedes einzelnen Menschen. Das Video wurde im Juni 2018 veröffentlicht, ist auf YouTube zu finden und wird bei Workshops zum Thema Prostitution und Menschenhandel verwendet.
2019 ging die Kooperation dann in die zweite Runde. Ein weiteres Video sollte her, dieses Mal geht es um ein junges Mädchen, das von einem Loverboy hereingelegt und dann in die Prostitution verkauft wird. Ein Loverboy ist ein meist junger, attraktiver Mann, der einem Mädchen eine Liebesbeziehung vorspielt und sie von ihm abhängig macht, um sie zuletzt, oft unter der Vortäuschung von finanziellen Problemen, in die Prostitution zu zwingen.
Als mittlerweile eingespieltes Team haben wir uns dieser neuen Aufgabe angenommen, das Video "Tag Null" ist am 18. Oktober anlässlich des EU-Tages gegen Menschenhandel erschienen. Zwischendurch darf ich immer wieder Gast bei Veranstaltungen der Jungen Akademie sein und mit meinen Texten Veranstaltungen der Akademie untermalen.
Wir von lightup bedanken uns für alles Zusammenarbeiten, für das Vertrauen und das Engagement, mit dem uns die Akademie nun bereits seit sechs Jahren unterstützt.
Anmerkung: Die Zitate stammen aus dem Text „Sie“ von Kerstin Neuhaus. Das Video dazu kannst du hier anschauen.